Esau und Jakob

Erzählen mit Jonglage - Versuch einer Beschreibung

1 Die Methode

Ich habe mich lange Zeit nicht herangetraut, diesen Beitrag fertig zu machen, weil ich nicht recht wußte, wie ich die einzelnen Abläufe beschreiben soll. Trotzdem probiere ich es jetzt einfach, auch auf die Gefahr hin, daß es nicht eindeutig wird. Für Rückfragen stehe ich sehr gerne zur Verfügung, außerdem bin ich neugierig, ob andere ähnliches probiert haben.

Grundsätzlich gibt es mindestens zwei Methoden, mit Jonglage zu erzählen: Indem ich nur die Gegenstände für sich sprechen lasse (ohne Worte), und indem ich erzähle und mit der Jonglage gleichzeitig veranschauliche.

Hier habe ich das zweite gewählt. D.h.: ich erzähle (oder jemand anderes, damit ich mich auf die Bewegungsabläufe konzentrieren kann) und jongliere gleichzeitig. (Die folgende Erzählung haben wir zu dritt (bzw. zu zweit) jongliert, sie geht aber auch alleine.)

Dabei versuche ich, die Geschichte zu "elementarisieren", in ganz kurze Phasen/Szenen zu zerlegen und möglichst nur in kurzen Hauptsätzen zu sprechen (linke Spalte).

In der mittleren Spalte beschreibe ich das jeweilige Material, rechts die Handlung.

Diese Methode setzt eine gewisse Fertigkeit im Umgang mit Jonglieren voraus, man muß aber kein Profi sein. Eine "Choreographie" zu entwerfen, fällt mir alleine schwer, besser geht es, wenn man mit mehreren versucht, sich Bewegungsabläufe und passende Materialien mit den einzelnen Szenen zu verbinden, so kommt viel Fantasie und Kreativität zusammen - und die braucht man. Leider muß man oft etwas vormachen, um den anderen zu verdeutlichen, was man meint, beschreiben geht oft kaum. Dennoch:

 

2 Geeignete Altersgruppe

Grundsätzlich ist dies für jedes Alter geeignet, wir haben schon sowohl im Kindergarten als auch im Seniorenclub mit Jonglieren erzählt.

Die Vorführenden sollten allerdings ihre "Jonglage" einigermaßen beherrschen, also ein Mindestalter haben. Je nach Begabung schätze ich: Für Diabolo ab 4 Jahren, 1-2 Bälle ab 6 Jahren, 3 und mehr Bälle ab 11 Jahren, Devilstick ab 11 Jahren (ungefähr), Becher ab 6 Jahren.

Wichtig: Hinfallen lassen gehört dazu: es ist live!, nicht nervös machen lassen und noch mal machen.

 

3 Material, Aufwand, Zahl der Mitarbeiter

Material: allgemein: Alles, was die Fantasie hergibt und was sich bewegen läßt.

            Hier: Devilstick (zweifarbig),  1 oder besser 3 gelbe Bälle (unterschiedlich groß),

1 oder besser 3 rote Bälle, 1 andersfarbiger Ball, Keule, Jonglierschwert, Pfanne, Ei (Gummi-Ei), Feuerkeule, Ringe, Jonglierteller, Bälle mit Augen drauf (gibt es im Spielzeugladen o.ä. (man kann auch Steine mit Augen bemalen), Blink- oder Leuchtball, 3 Jonglierbecher, 5 Bälle, 2x 10 Tischtennisbälle (mit Wasser beschwert [mit einer Spritze einspritzen] zu je einem Klumpen zusammenkleben [Heißkleber]), Ball als Weltkugel (bemalt). Diese Gegenstände haben wir genommen, um die Szenen zu charakterisieren, bzw. die Personen, Gegenstände oder Handlungen zu symbolisieren. Allerding können sich genausogut andere Dinge anbieten. Es muß auch nicht diese Vielfalt sein.

 

Aufwand: Man braucht einen entsprechenden Freiraum, um niemanden zu verletzen, wenn etwas herunterfällt oder Schiefgeht. Außerdem sollten alle Zuschauer/innen sehen können. Drinnen oder draußen ist egal, eine Wiese ist gut; Vorsicht bei der Fackel in Räumen (man muß sie ja nicht angezündet haben!).

 

Zahl der Mitarbeitenden

Wie oben gesagt, geht es auch alles alleine (dann braucht man allerdings auch kurze Pausen zwischen den Szenen, um die Materialien zu wechseln, und noch einmal auf das Konzept zu schauen). Man sollte sich die benötigten Materialien schon mal in gebrauchter Reihenfolge im Hintergrund hinlegen, dazwischen ein Konzept.

Diese Geschichte eignet sich aber gut für 2 Personen. Dabei kann Eine(r) Esau, eine(r) Jakob darstellen.

Es kann aber auch jede Szene von jemand anderem vorgeführt werden.

In jedem Fall ist ein Assistent nützlich, der einem die Materialien vorbereitet (z. B. Feuerkeule anzündet) und reicht. Evt. ein Souffleur ist gut, oder jemand, der die Geschichte erzählt, ohne selbst mit zu jonglieren.

 

4 Zeitdauer

Es sollte nicht zu lange dauern, aber man sollte sich beim Jonglieren nicht unter Zeitdruck setzen, da man sonst nervös wird und nichts mehr klappt. (Regel: Es dauert, solange es eben dauert!!!)

Vorbereitungszeit braucht man, um sich eine Choreographie zu überlegen (ruhig Zeit nehmen, durchprobieren [try and error]), die Handlung und Abläufe einzustudieren (vielleicht 2 Treffen)

Einige Minuten Ruhe vor dem "Auftritt", um sich zu konzentrieren.

Eventuell noch Zeit, um sich zu schminken.

 

5 Beteiligungsmöglichkeiten

Natürlich kann man das "Publikum" mit einbeziehen, etwa indem man einen Ball hin und her wirft, indem man sie auffordert, dieses oder jenes zu probieren (was dann natürlich nicht klappt), oder bei Bewegungsabläufen mitzuwirken.

 

6 Endlich zur Erzählung: Segen bei Jakob und Esau,  1. Mose 25

 

( Esau = rot ; Jakob = grün)

Beschreibungen: grapschen: Bälle sehr schnell von oben greifen

Säulen:  in einer Hand 2 Bälle hochwerfen, in der anderen Hand einen parallel zu einem der anderen.

Magnet: links Säulen werfen, mit rechter Hand  Ball über dem rechten Ball der linken Hand führen, so daß er immer über diesem ist und es aussieht, als zieht er ihn wie ein Magnet.

Waage                          mit jeder Hand je einen Ball hochwerfen, 3. Ball hin und her (sehr schwer)

 

 

Die Frau (Rebecca) war schwanger,                             Devilstick, jede Seite        pendeln

sie hatte Zwillinge im Bauch                                        in einer anderen Farbe      

wer wird der erstgeborene               ?                                                                                       halbe Drehungeen, so daß jede Farbe mal                                                                                                                                  oben ist.

Esau, der Erstgeborene                                                 roter Ball                         nur zeigen, mit einer Hand hochwerfen

                                                                                                                                      (rot = wild)

Und Jakob, der zweite                                                   gelber Ball                       mit einer Hand hochwerfen, gelb = Neid

Esau war wild, Draufgänger                                          rote Bälle                         schnell, durcheinander

Jakob wirkte ausgeglichen                                            gelbe Bälle                      Säulen (=je 2 parallel hochwerfen)

Aber auch abwägend                                                                                                Waage

Jakob war neidisch,                                                        gelber Ball +2

           eifersüchtig, ...

denn Esau war der Lieblingssohn                                 2 rote Bälle, 1 anderer   getragen oder Magnet (ein Ball wird über

des Vaters                                                                                                                einem anderen geführt)

                                                                                                 

Jakob wollte der höhergestellte sein.                          Gelb + rot + gelb            Außen-Kaskade, hoch

Esau ging eines Tages jagen                                          rotBall+Keule+Schwert normal

Keule zu Erlegen, Schwert zu zerteilen

Jakob: kochte in der Zeit                                              Pfanne+Ei+Feuerkeule jonglieren, dann Ei in Pfanne, Feuer drunter.

Esau kam zurück:                                                           rotBall+Keule+Schwert

Nichts gefangen                                                             Keule weg

Er hatte einen leeren Bauch                                          Ring oder Ringe              werfen;  Ringe = hohl wie Bauch

Jakob aß + spielte mit seinem Teller                           Teller                               Teller drehen

Esau wirft einen Blick auf Jakob                                  Augen, klein                    erst zeigen, dann jonglieren

   Bekommt große Augen:                                             Auge, groß                       "       "           "          "

Esau sagt: gib mir von deinem Essen                           gelb, rot +3. Ball             grapschen (von oben greifen (wirkt gierig)

Jakob berechnet:

 was ich wohl kriege                                                      : 2 – 3 – 4 – 5 – 21Bälle   erst nur 2, dann 3 ... Bälle als Gegenwert

                                                                                         (21 Bälle, indem ich 2x je 10 Tischtennisbälle aneinandergeklebt habe

                                                                                         + 1 gelber Ball)

da erspäht er was:

Esau blinkt mit dem

Erstgeburtsrecht/Segen                                                 Blink-Bälle                      hochwerfen oder große Kaskaden

Jakob wird neidisch:                                                      gelb, klein, gelb groß, ganz groß        immer größere gelbe Bälle hinzu

Er holt sein Essen                                                          Pfanne mit Ei + Becher

Sagt: ok                                                                           3 Becher                          hinüberwerfen (Becher zum Füllen mit Essen

Laß uns tauschen:                                                          3 Blinkbälle3 Becher    erst jeder für sich

                                                                                                                                  Dann passing

                                                                                                                                  (erst Ball/Bälle in Becher fangen,

                                                                                                                                  dann Becher wechseln/passing)

Jakob: Jetzt gehört mir die Welt                                  gelb + Blinkball+Weltkugel dazu      spielt mit Weltkugel, hoch

Segen wirkt wie ein Magnet                                          Blinkkugel+Welt            Magnet, siehe oben.                                                                                                     

 

Schluß.

 

7 Anmerkungen

Dies ganze ist natürlich nur ein Vorschlag, vielleicht haben Sie bessere Ideen bei der Umsetzung.

Jonglage beschränkt sich übrigens nicht auf die "klassischen " Utensilien, wie Keulen, Ringe, Bälle ..., sondern alles, was man bewegen kann, kann einbezogen werden.

Neugierig geworden? Selber andere Geschichten zu jonglieren? Dann würde ich mich über Rückmeldungen freuen.

Übrigens habe ich noch im "Repertoire":

-        Jesus und die Ehebrecherin

-        Die Weihnachtsgeschichte

-        Die Emmau-Jünger

-        Fluchtwege

 

Viel Freude mit der Umsetzung, Arndt Lakermann, Römerstraße 411, 47178 Duisburg,

Tel.+Fax: 0203/4792721; oder E-mail: Arndt.Lakermann@uni-duisburg.de